WHERE ARE WE NOW? – Raumproduktion, territoriale Grenzen, Migration und transnationale Fluchtbewegungen in der bildenden Kunst

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Wohin bewegen die demokratischen Gesellschaften sich aktuell? Was bedeutet die Vorstellung von Raum, von Territorium, wenn die Politik der Zäune und Grenzziehungen sich als fortwährendes Thema in den Alltag einzuschreiben beginnt? Bahnt sich nicht eine Groteske an, wenn mit den Bestrebungen zu wirtschaftlicher Globalisierung und Ausweitung gleichzeitig die Tendenzen zur Abschottung zunehmen?

Die Ausstellung WHERE ARE WE NOW?, die vom 10. Juni bis 3. Juli 2016 im FRANZ JOSEFS KAI 3, 1010 Wien, zu sehen ist, verhandelt virulente Themen dieser Tage. Ihr Konzept entstand vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden humanitären und politischen Fragen angesichts der Herausforderung durch Asylsuchende sowie zunehmende Bewegungen weltweiter Migration. Jedoch wurde die Ausstellung WHERE ARE WE NOW?, an der international renommierte KünstlerInnen beteiligt sind, nicht Anlassbezogen entwickelt, sondern geht auf ein mehrjähriges Forschungsprojekt zurück. Auf vielfältige Weise greifen KünstlerInnen unterschiedlicher Generationen aus der Russischen Föderation, aus Frankreich, Schweden, Österreich oder der Ukraine Fragen nach dem gegenwärtigen Status quo auf. Eigens für die Ausstellung erarbeitete Werke werden historischen Arbeiten gegenübergestellt. In ihrer Raumbezogenen Installation „I want to live where I сould be free“ erinnert die russische Künstlerin Masha Poluetkova an die unentwegt wachsende Zahl von Todesopfern auf den Routen der Migration. Tragisch auf die Gegenwart bezogen wirkt Peter Weibels „Europa(t)raum“ aus dem Jahr 1983. Nur auf dem Bildschirm eines Videomonitors stellt das Werk Europa dar, während es im realen Raum aus riesigen Messerklingen besteht, die mit blutig roter Farbe überzogen sind. Die Künstlerin Gabriele Sturm hingegen setzt ein Projekt fort, das an der Schnittstelle von Kulturgeschichte und Ökonomie angesiedelt ist und exotische Vögel als Handelsware in unterschiedlichen Medien darstellt.

Ebenso werden neue fotografische Arbeiten der Künstlerin gezeigt, die entlang der Staatsgrenze im Gebiet von Spielfeld entstanden sind. Das inhaltliche Spektrum der präsentierten Werke umfasst den Aspekt der Staatengründung in der bildenden Kunst als emanzipatorische, utopische Idee mit „Elgaland-Vagarland“ der schwedischen Musiker Carl Michael von Hausswolff und Leif Elggren und reicht mit der Aktion des mongolischen Künstlers Quin Ga bis in den performativen Bereich. Kritisch Bezug nehmend auf den „langen Marsch“ von Mao Zedong ließ der Künstler sich dessen Route als dauerhaftes Zeichen auf den Rücken tätowieren und wanderte diese ab. Zu sehen ist ein Video und und Serie von Fotoarbeiten. Mehrere KünstlerInnen kommen aus dem Bereich der digitalen Kunst oder beziehen ihr Bildmaterial aus dem Internet, wie etwa Ruth Schnell mit ihren sozialkritischen Erkundungen an der mexikanischen Grenze. Grundsätzlich begreift WHERE ARE WE NOW? den Ausstellungsraum als Ort der Wissensproduktion und der kritischen Auseinandersetzung. Das Projekt rückt jedoch keine These in den Vordergrund. Vielmehr stellt es visuell starke Positionen und teils sehr unterschiedliche Herangehensweisen von solchen KünstlerInnen einander gegenüber, die sich bereits über lange Strecken mit Fragen der visuellen Darstellung sozialer und geografischer Räume beschäftigen. [‚FRANZ JOSEF KAI 3‘ – Ausstellungsdauer: 10. Juni – 3. Juli 2016 – Foto: © artfile.at]

Teilnehmende KünstlerInnen: Kader Attia (F), Hubert Blanz (A), Ramesch Daha (A), Leif Elggren (SE), Peter Fend (US), Quin Ca (CHIN), Dariusz Kowalski (POL), Carl Michael v. Hausswolff (SE), Masha Poluetkova (RU), Gabriele Sturm (A), Ruth Schnell (A), Peter Weibel (A), Kateryna Zavaloka und Dmytro Fedorenko (UA)

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