Permanentes Lichtzeichen für St. Pölten
Brigitte Kowanz’s Lichskulptur „Fountain“ auf den
Industriegelände der Glanzstoff Austria
Auf Initiative von Cornelius Grupp wurde die Lichtskulptur „Fountain“ von Brigitte Kowanz angekauft und wird der Stadt St. Pölten in Zukunft ein permanentes Lichtzeichen setzen. „Über 100 Jahre hat Glanzstoff Austria als wichtigster Arbeitgeber und traditionsreiches Industrieunternehmen das Wesen und die Geschichte von St. Pölten mitgestaltet und geprägt und die dort arbeitenden und lebenden Menschen begleitet. Die Kunst der Gegenwart hat das Potenzial, Sinnhaftes und Prägendes zu schaffen. Mit der Lichtskulptur von Brigitte Kowanz ist dies gelungen. Ziel ist es, das Vermächtnis dieses Werkes als Kraftfeld für die Zukunft zu nutzen“, kommentiert Cornelius Grupp seine Initiative.
Mehr als 100 Jahre lang dominierte der Fabriksschlot der Glanzstoff Austria das Stadtbild von St. Pölten. Nach einem Brand 2008 musste die Produktion von Viskosegarn eingestellt werden. Jetzt steht dem Industriegelände eine Umdeutung bevor, die Brigitte Kowanz mit dem Einleuchten ihrer Lichtskulptur „Fountain“ am Freitag, den 15. September 2017 unter dem Motto „light + space“ feierlich initiiert.
Brigitte Kowanz’s Lichtskulptur „Fountain“: Den Ausgangspunkt der Lichtskulptur bildet die Auseinandersetzung mit dem Industriegelände. Die Geschichte des Ortes, die Architektur des industriellen Bestandes und die urbanistische Vision einer nachindustriellen Arealentwicklung synthetisiert Brigitte Kowanz in einer einzigen Form. Sie positioniert einen Bogen an der Turmspitze von einem der vier Wassertürme, die sich am Areal befinden und verankert diesen im Boden. Eindrucksvoll markiert seine Präsenz den Ort am Tag und in der Nacht.
Die Textilindustrie hat wirtschaftlich, gesellschaftlich und architektonisch das 19. Jahrhundert entscheidend geprägt. Der gesamte Voralpenraum ist überzogen mit Fabriken und Kraftwerken, die eine neue Form von Arbeit in die einst vollkommen bäuerlich geprägten Landschaften brachten. Die Bauwerke stehen für Modernität und Industrialisierung. Mit ihrer Lichtskulptur verweist Brigitte Kowanz auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart und Zukunft gleichermaßen und spannt den Bogen von der modernen, über die postmoderne hin zur globalisierten, Gesellschaft, die heute das Leben, die Arbeit, das Handeln und Denken bestimmt. Brigitte Kowanz’s „Fountain“ ist beispielgebend für den Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum.
„Brigitte Kowanz hat den entscheidenden Impuls gesetzt und hat mit ihrem Bogen aus Licht ein Gebiet aus der langsam verblassenden Erinnerung in eine Gegenwart geholt – hat eingeleuchtet und sichtbar gemacht. Ihr ‚Glanzstoff‘ überzeugt. Sie hat einem Gebiet, das mit spezieller Erinnerung kontaminiert ist, einen neuen Horizont gegeben – die Brache um ganz viele Seiten erweitert“, bringt Peter Noever, Ausstellungsmacher, Brigitte Kowanz’s Lichtskulptur auf den Punkt.
In Fortführung der ästhetischen Tradition konzentriert sich Brigitte Kowanz seit dem Beginn ihrer künstlerischen Praxis auf die Thematisierung von Sichtbarkeit, Wahrnehmung und Bedeutungsproduktion. Ihr künstlerisches Werk nimmt in der jüngeren Kunstgeschichte eine unverwechselbare Position ein, als eine Kunst der konzeptuellen Poesie. Licht als Ursprung allen Lebens, ist für sie Information und Gestaltung von Raumzeit. Seit den 1980er-Jahren steht im Zentrum ihres Werks Licht als künstlerisches Medium, das sie in Beziehung zum Raum und in Kombination mit Zeichen, Codes und Sprache untersucht.
Licht ist für Brigitte Kowanz ein Mittel der Überschreitung und Präzisierung. Sie hinterfragt den konventionellen Bild- und Malereibegriff und stellt ein neues, integratives Verhältnis zwischen Werk, Raum und BetrachterIn her. Licht macht alles sichtbar, bleibt aber selbst unsichtbar. Licht bestimmt Orte, kennt aber selber keinen Ort. So geht Kowanz mit analytischer Leidenschaft dem Ungreifbaren und Flüchtigen nach. Licht ist nicht fest zu machen, Licht ist in Bewegung, Licht ist überall. In den konzeptuell angelegten, jedoch poetisch anmutenden Objekten und Installationen beleuchtet sie auch die Mechanismen von Sprache.
Mit ihrem künstlerischen Werk hat Brigitte Kowanz international einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung eines erweiterten Skulpturenbegriffs geleistet und ist mit ihrem Beitrag „Infinity and Beyond“ für den Österreich-Pavillon auf der Biennale Arte 2017 in Venedig Repräsentantin der Republik Österreich.
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