KINSKY – 111. KUNSTAUKTION

 

Die große Frühjahrsauktion im Kinsky präsentiert Highlights aus den Sparten: Alte Meister, Gemälde 19. Jahrhundert und Antiquitäten.
Alte Meister: Wie zeitlos und modern die ALTEN MEISTER nach wie vor sind beweist einmal mehr das aktuelle Angebot mit einer Auswahl von Meisterwerken vom Mittelalter bis zum Rokoko. Gewagte Farbakkorde, raffinierte Kompositionen und körperliche Schönheiten in sinnlichem Schmelz, wie es keine Fotografie nachahmen kann, konterkarieren den Begriff „Alt“. Zwei Tafelbilder des namentlich unbekannten Meisters des Florian-Winkler-Epitaphs am Ende des 15. Jahrhunderts präsentieren die feine Gratwanderung zwischen extravagant farbenfroher Stilisierung und frühem, auch naiv-groteskem Detailsrealismus, wie es die Wende zur Neuzeit charakterisiert. Die kam nur wenige Jahrzehnte später und zeigte sich vor allem in der Porträtkunst. Hans Brosamer war in den 1520er Jahren einer der gefragtesten in Nürnberg, seine Bilder kosteten ein Vermögen, was sich am Blick und an der prachtvollen Kleidung von Hans Durr und Sebald Schwarcz in diesen beiden seltenen Beispielen seiner Kunst zweifellos erkennen lässt. Noch fortschrittlicher war man bekanntlich im Süden in den bedeutenden Kunstzentren, wie Florenz. So wie Ridolfo Ghirlandaio, Freund Raffaels und Sohn Domenico Ghirlandaios, seine Madonna ihr Kind dem Betrachter präsentiert, lässt er keinen Zweifel am Selbstbewusstsein und Daseinsfreude seiner Zeit. Selbst Frauen – äußerste Raritäten in der alten Welt der Malerei – hatten hier eine Chance, eine der berühmtesten und erfolgreichsten war Lavinia Fontana, von der wir eine Darbringung Jesu im Tempel als große Seltenheit anbieten können.

Als highlights der Auktion ragen einmal mehr zwei bemerkenswerte Meisterwerke von Jan Brueghel d. J. aus der bedeutendsten Malerdynastie des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden hervor. Einmal ist es eine raffinierte und Detailreiche Allegorie der fünf Sinne, beim zweiten Gemälde gewährt uns der Maler einen Blick durch einen Rosenstrauch auf die heilige Familie auf der Rast auf der Flucht nach Ägypten. Diese wunderbar farbig abgestimmte Szene mit delikat gemalten Figuren und dieser eigenen Melodie von tief empfundener Innigkeit bietet ein überzeugendes Beispiel für eine der faszinierendsten Epochen der Kunst. Geschichten der Bibel können jedoch auch weit irdischer betrachet werden, wie Salomon Koninck aus Amsterdam um 1650 bei seiner Bathseba im Bade darzulegen versteht. Das Tizianrot des abgelegten Mantels trägt sein Übriges zur Sinnlichkeit des entblößten Körpers bei. Österreichische Meister sind natürlich ebenso mit seltenen Arbeiten vertreten, darunter von Martin Johann Schmidt, gen. der Kremser Schmidt, Franz Anton Maulpertsch oder Heinrich Friedrich Füger.

Gemälde des 19. Jahrhundert: Liebhaber des 19. Jahrhunderts, vor allem des Aquarells, können bei dieser Auktion aus dem Vollen schöpfen. Gleich neun feinste Aquarelle von Rudolf von Alt aus alten privaten Sammlungen bieten die Qual der Wahl. Herausragend und in seiner gewagten Perspektive überaus modern ist Alts Meisterwerk mit dem Anblick auf das römische Kolosseum aus dem letzten Jahr seines Besuches in der ewigen Stadt. In der Beschreibung eines Kabinetts in Schloß Zleb wiederum beweist Alt wie fein ein Pinsel sein kann und wie Malerei am Ende über jede Fotografie triumphieren kann. Zeitgleich mit dem Erscheinen der ersten Monographie mit Werkverzeichnis über Robert Russ, der 6. Band der im Kinsky-Editionen, können drei herausragende Gemälde dieses ungewöhnlichen Landschaftsmalers am Übergang zur Moderne angeboten werden. Während die faszinierende Entfaltung von Raum im Gemälde des Etschtales begeistert, überrascht die Mühle in Arco mit der freien Auflösung der Formen und den expressiven fleckigen Auftrag der Farben. Experimentell war auch immer Russ‘ Umgang mit Techniken, der erstmals auch die Gouache für große Leinwandbilder verwendete wie in der bezaubernden Ansicht auf eine Kirche in Riva.

Antiquitäten: Der zeitliche Bogen wird dieses Mal wieder sehr weit gespannt, beginnend mit einer herrlich bemalten und wunderbar erhaltenen Mumienmaske der griechisch-römischen Zeit. Eine weitere Besonderheit stellt die Sammlung von Amuletten des 17. – 19. Jahrhundert mit kulturellen Spezialitäten der Neidfeigen, Penisknochen oder Wendeköpfe aus Korallen, Silber, Elfenbein und v.a.m. Die Auktion kann aber auch wie immer mit Highlights aus Glas aufwarten, wobei der Pokal mit bemalten Köpfen aus der Haller Hofglashütte von Innsbruck um 1580 ein besonderes Interesse erwarten lässt. Exisitierte diese von Erzherzog Ferdinand ins Leben gerufene Werkstatt doch nur wenige Jahrzehnte. Selten angeboten werden mehrpassige Branntweinflaschen des 18. Jahrhundert in einer ähnlich leuchtenden Farbigkeit wie das angebotene Exemplar im Kinsky. Erwähnung verdient auch der herrlich geschnitzte Deckelkrug aus Buxbaum, von Johann Rint, einem der wenigen bekannten Meister dieser Kunst in Linz. (Foto: Auktionshaus ‚im KINSKY‘)

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