FREIHEIT – protect us from what we want
ZEIT Wissen: „Die Freiheit wird eine Episode gewesen sein“, schreiben Sie in Ihrem neuen Buch Psychopolitik. Warum?
Han: Freiheit ist eine Gegenfigur des Zwanges. Wenn man den Zwang, dem man unbewusst unterworfen ist, als Freiheit empfindet, ist das das Ende der Freiheit. Deshalb sind wir in einer Krise. Die Krise der Freiheit besteht darin, dass wir den Zwang als Freiheit wahrnehmen. Da ist kein Widerstand möglich. Wenn Sie mich zu etwas zwingen, kann ich mich gegen diesen äußeren Zwang wehren. Aber wenn kein Gegenüber mehr da ist, das mich zu etwas zwingt, dann ist kein Widerstand möglich. Deshalb lautet das Motto, das ich meinem Buch als Motto vorangestellt habe: „Protect me from what I want.“ Der berühmte Satz der Künstlerin Jenny Holzer.
ZEIT Wissen: Wir müssen uns also vor uns selbst beschützen?
Han: Wenn ein System die Freiheit angreift, muss ich mich wehren. Das Perfide ist aber, dass das System heute die Freiheit nicht angreift, sondern sie instrumentalisiert. Ein Beispiel: Als es in den achtziger Jahren die Volkszählung gab, sind alle auf die Barrikaden gegangen. In einer Behörde ist sogar eine Bombe hochgegangen. Die Menschen sind auf die Straßen gegangen, weil sie einen Feind hatten, nämlich den Staat, der ihnen gegen ihren Willen Informationen entreißen wollte. Heute geben wir mehr Daten über uns preis als jemals zuvor. Warum kommt es zu keinem Protest? Weil wir uns im Gegensatz zu damals frei fühlen. Die Menschen damals fühlten sich in ihrer Freiheit angegriffen, eingeschränkt. Und deshalb sind sie auf die Straße gegangen. Heute fühlen wir uns frei. Wir geben unsere Daten freiwillig heraus.
(Aus einem Gespräch mit dem Berliner Philosophen Byung-Chul Han,
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KünstlerInnen: Michael Bottig, Petra Buchegger, Andreas Dworak, Martina Funder, Julia Haugeneder, Tomas Hoke, Cornelia König, Cathrine Ludwig, Ela Madreiter, Michael Niemetz, Ulla Reithmayr, Rosa Roedelius, Elisabeth Schafzahl, Leonard Sheil, Kurt Spitaler, Monika Triska-Schaudy, Michael Wegerer [Kunstverein Baden. Dauer: 8. Juli – 27. August 2017 – Foto: © Kunstverein Baden]
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