ZWISCHEN ORIENT UND OKZIDENT – Ikonisches Bild des türkischen Malers Osman Hamdi Bey bei Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts am 23. Oktober 2019

Osman Hamdi Bey gilt als Begründer der modernen türkischen Malerei. Sein opulentes Ölbild einer „türkischen Dame“, eine der seltenen Arbeiten des Künstlers auf dem Kunstmarkt, ist das Highlight der Dorotheum-Auktion „Gemälde des 19. Jahrhunderts“ am 23. Oktober 2019. Der Schätzwert ist zwischen 1,5 und 1,9 Millionen Euro angesetzt. Osman Hamdi Bey prägte das kulturelle Leben der Türkei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie kein anderer. Ausgebildet in Paris bei Gustave Boulanger und dem berühmten Historienmaler Jean-Léon Gérôme, oszillierend zwischen Orient und Okzident, Tradition und Moderne, war er eine bedeutende kulturelle Integrationsfigur des Osmanischen Reiches. Er leistete Pionier-arbeit als Kunstförderer, Museumsdirektor, Archäologe sowie als Bewahrer des nationalen Kulturgutes.

Tradition und Moderne
Osman Hamdi Bey gilt als erster türkischer Maler, der den westlichen Malstil adaptierte. Dieser hybride Stil unterscheidet sich deutlich vom romantisierenden exotischen Bildvokabular der europäischen Künstler und Reisenden jener Zeit. Im Dorotheum angebotenen Bild treffen traditionelle türkische Werte auf die neueste Pariser Mode: Das prachtvolle Ganzkörperbildnis einer Türkin aus dem Jahr 1881 zählt zweifellos zu Osman Hamdi Beys Meisterstücken. Die Dame blickt den Betrachter direkt durch den orientalischen Schleier (yasmak) an. Er ist ungewöhnlich durchscheinend und lässt das Gesicht erkennen, wie man es von den europäischen Frauen kannte. Über dem modernen Unterkleid (anteri) im französischen Stil trägt sie einen Ausgehmantel (ferace), dessen dunkle Farbe den förmlichen türkischen Stil widerspiegelt und Traditionsbewusstsein zum Ausdruck bringt. Die Porträtierte steht auf einem reich verzierten Kazak-Teppich, für den möglicherweise ein Stück aus der berühmten Teppichsammlung des Künstlers als Vorlage gedient hat. Ein edler, goldbestickter Stoff bildet den Hintergrund. (Foto: © Dorotheum)

Osman Hamdi Bey: wurde von seinem Vater, dem Großwesir Ibrahim Ethem Pascha, nach Paris geschickt, um Jus zu studieren. Doch er brach die Ausbildung ab und wandte sich der Malerei zu, wurde Schüler in Gustave Boulangers Atelier. Seinen ersten Auftritt im Pariser Salon hatte er aber nicht als Maler, sondern als Gemalter: Eines von zwei Gemälden, die Boulanger 1865 im Salon ausstellte, trug den Titel „Bildnis von Hamdi Bey“. Ein Jahr später war der Porträtierte selbst als Künstler in der Ausstellung vertreten. Im Paris der frühen 1860er-Jahre übte auch der Maler Jean-Léon Gérôme großen Einfluss auf Hamdi Bey aus. Der junge osmanische Künstler studierte die opulenten Gemälde des berühmten orientalistischen Malers an der École des Beaux-Arts, wo Gérôme 1864 als Professor der Malerei unterrichtete. 1867 wurden auf der Pariser Weltausstellung drei Werke Hamdi Beys gezeigt und mit Medaillen prämiert. In den 1860er-Jahren galt Hamdi Bey als einer der führenden osmanischen Maler in Paris. Er heiratete u. a. eine Französin, die 1869 mit ihm nach Konstantinopel zurückging. Umgehend wurde er jedoch nach Bagdad entsandt, wo er in die Dienste des frisch bestellten Statthalters trat. Für die Weltausstellung in Wien 1873 ließ Hamdi Bey knapp 400 Fotos traditioneller türkischer Kleidung anfertigen. 1881 ernannte Sultan Abdul Hamid II. ihn zum Direktor des „Museums des Imperiums“ in Konstantinopel, 1883 zum Leiter der Konstantinopler Kunstschule. 1882 gründete Hamdi Bey das Institut für Schöne Künste, damit junge Osmanen nicht nach Europa reisen mussten, um Kunst zu studieren.

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