Feiern und Fernweh – Dorotheum-Auktionswoche mit Gemälden Alter Meister und des 19. Jahrhunderts sowie Antiquitäten
Die erste große Auktionswoche des Jahres im Dorotheum Wien, angesetzt vom 24. bis zum 26. April 2018, bietet Hochkarätiges an Gemälden Alter Meister und des 19. Jahrhunderts sowie Möbel, Skulpturen, Glas und Porzellan.
Gemälde Alter Meister: Der König trinkt Von Pieter Brueghel dem Jüngeren stammt ein bemerkenswertes Gemälde. Im Mittelpunkt der Darstellung steht das Fest der Heiligen Drei Könige. Traditionellerweise kam die Festgemeinde nach dem Kirchgang zu einem großen Mahl zusammen, das Los bestimmte jemanden aus ihrer Mitte zum König: Wer eine Bohne in seinem Kuchenstück fand, bekam sogleich eine Papierkrone aufgesetzt und hatte nun den Hofstaat – sprich: die Königin, den Narren, den Sänger, den Zeremonienmeister, den Vorkoster, den Pförtner und andere – zu bestellen. Sobald der König das Glas erhob, um daraus zu trinken, rief die Menge „Der König trinkt!“. Damit konnten die Feierlichkeiten beginnen. Die Darstellung des so genannten „Bohnenkönigs“ ist vermutlich einer verschollenen Vorlage des Zeitgenossen Martin van Cleve nachempfunden. Mit 700.000 bis 900.000 Euro Schätzwert wird dieses Gemälde zum Top-Objekt der Altmeister-Auktion im Dorotheum am 24. April 2018.
Kirtag und Karneval: Zahlreiche Figuren sind auf dem Ölgemälde von David Vinckboons zu sehen, das der Gutachter Klaus Ertz um das Jahr 1604 datiert. Dargestellt ist der St. Georgs-Kirtag, so wie er jedes Jahr in holländischen ländlichen Regionen stattfand. Typisch für ein Frühwerk des Künstlers ist es aus der Vogelperspektive gemalt. Er zeigt hier ausdrucksstark die Lebhaftigkeit des Festes, mit aufmerksam aufgenommenen Details, wie zum Beispiel einer religiösen Prozession, Trinkszenen, Tanz (€ 170.000 – 200.000). Eines der schönsten und vor allem frühesten Beispiele von Karnevalsmotiven aus Venedig ist das Ölgemälde von Sebastian Vrancx (1573–1647). Es zeigt in einer kunstvollen Kombination Motive der Commedia dell‘Arte: den Stierkampf des Giovedi Grasso, Matachins mit großen Trommeln, Akrobaten, Buffoni, eine Straßentheaterszene mit einem Quacksalber, der seine Ware anpreist sowie das Paar aus Pantalone und Zanni. Im linken Vordergrund beobachtet eine elegant gekleidete Gruppe den Stierkampf. Hier könnte es sich um Erzherzog Ferdinand II. von Tirol und seinen Neffen Prinz Ferdinand von Bayern samt Begleitung handeln, deren Reise zum Karneval in Venedig im Jahr 1579 dokumentiert ist. Das Werk wird in die Zeit um 1605 datiert und wurde mit 180.000 bis 220.000 Euro bewertet.
Hochzeit: Schon im April 2017 ließ das Dorotheum mit der Versteigerung einer Tafel eines Cassone, einer Hochzeitstruhe, aufhorchen. Auch diesmal gelangt eine solche zum Aufruf: „Die Geschichte der Lucrezia“, eine Tempera-Arbeit mit Gold und Silber auf Holz, vom Meister des Carlo III. di Durazzo (tätig in Florenz um 1380 – 1420) ist mit 180.000 bis 200.000 Euro geschätzt. Giuseppe Maria Crespis „Sängerin am Spinett mit Bewunderern“ steht in Verbindung mit einer weiteren Version in den Uffizien in Florenz. Merriman, Autor der Crespi-Monographie beschreibt das Werk, das im Dorotheum angeboten wird als „eine bessere Version als jene in den Uffizien“ (€ 100.000 – 150.000). Eine bedeutende Venedig-Ansicht stammt von Antonio Joli, San Marco mit San Giorgio Maggiore und der Giudecca zeigen sich in der für Joli typischen
fotografischen Qualität (€ 200.000 – 300.000). Den allerletzten spanischen Habsburger verewigte Sebastián Herrera Barnuevo im monumentalen Reiterbildnis „Carlos II. von Spanien im Knabenalter“. Das Bild diente den spanischen Hofmalern als Vorlage für ähnliche Kompositionen, wie kürzlich von Wissenschaftlern festgestellt wurde. Es gilt als eines der wichtigsten Werke des Künstlers und als eines der wenigen, die zur Gänze vom Meister ausgeführt wurden (€60.000 – 80.000)
Gemälde des 19. Jahrhunderts: Reiseziel Italien Er war einer der bedeutendsten Landschaftsmaler seiner Zeit: Oswald Achenbach. Zahlreiche seiner Auslandsreisen führten ihn nach Italien. Mit 150.000 bis 200.000 Euro ist das 1890 entstandene Ölgemälde „Der Ausbruch des Vesuvs“ eines der am höchsten bewerteten Werke der Auktion „Gemälde des 19. Jahrhunderts“ am 25. April 2018. Ein Motiv desselben Künstlers, diesmal aus Florenz, ist mit 18.000 bis 25.000 Euro geschätzt. Italien-Motive bieten auch Giovanni Grubas, Guglielmo und Beppe Ciardi, Anton Romako oder Rudolf von Alt. Mit Ferdinand Georg Waldmüller oder Carl Spitzweg finden auch die bekanntesten Biedermeiermaler im Auktionsangebot Einzug.
Weißes Gold: Aus Meißen oder der königlichen Porzellanmanufaktur Berlin stammen die Highlights der Dorotheum-Versteigerung am 26. April 2018. Ernst Heinecke zeichnet für die eindrucksvolle Blumenmalerei in „Weichmalerei“ auf der Rokoko-Deckelvase der königlichen Porzellanmanufaktur Berlin verantwortlich. Die Blumen wurden nicht in Bukettform wie im 18. Jahrhundert angeordnet, sondern in ihrer Gesamtheit, einem Ausschnitt aus der Natur ähnelnd dargestellt. Ins Jahr 1890/1891 datiert die Dorotheum-Expertin dieses 87 cm hohe Prunkstück (€ 80.000 – 140.000). Fortuna und Friede sind in jeder Form äußerst willkommen: Aus der Porzellanmanufaktur Meißen, 1883, stammen zwei in der Auktion angebotene Figuren. Die Personifikation der Glücksgöttin sowie des Friedens wurden nach einem Modell von Heinrich Schwabe gefertigt (Höhe 60 bzw. 62 cm, € 50.000 – 70.000) – Foto: Dorotheum
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