Die wilden Jahre
Mit der Ausstellung „Die wilden Jahre“ greift das Essl Museum einige der zeitgeistigen österreichischen Malereipositionen der 1980er-Jahre auf, die damals einen Hype erzeugten und international hoch im Kurs waren. Gezeigt werden Werke zwischen 1980 und 1985 von Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Alois Mosbacher, Hubert Scheibl, Hubert Schmalix und Otto Zitko. Diese Künstler machten ab Ende der 1970er-Jahre international auf sich aufmerksam, indem sie auf die theorielastigen Positionen und Diskurse der 1960er- und 1970er-Jahre mit einer heftigen, unbekümmerten zeitgeistigen Malerei geantwortet haben. Sie firmierten unter dem Namen „Neue Wilde“. Oft noch Studenten, malten sie ganz frech expressiv und gestisch aus dem Bauch heraus. Sie „produzierten“ regelrecht ein Bild nach dem anderen und hatten damit innerhalb kürzester Zeit den Kunstmarkt erobert. Mit Arbeiten der Maler Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Alois Mosbacher, Hubert Scheibl, Hubert Schmalix und Otto Zitko wird ein Einblick in einen Teil des österreichischen Kunstschaffens gegeben, in dem ein Hype um die Malereien dieser jungen Künstler entstand. Essentielles Fundament im Werk von Anzinger, Bohatsch, Mosbacher und Schmalix waren figurativeBildthemen, die mit expressivem, oft sogar gestischem Pinselstrich vorgetragen waren. Von arkadischen Szenen über Mensch- und Naturdarstellungen bis hin zu ich-bezogenem Leid und Sehnsucht sind Themen dieser Malerei. Herbert Brandl, Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Otto Zitko entdecken eine abstrakte Bildsprache für sich, die von den österreichischen Vertretern der „Wilden“ ebenfalls als Option für das Wiederaufkommen der Malerei gesehen wurde. Initiiert durch Star-Kuratoren der 1980er-Jahre wie Harry Szeemann, Achille Bonito Oliva oder hierzulande Wilfried Skreiner wurde der Boom um die Werke dieser jungen Maler von einigen Galerien in Österreich noch weiter vorangetrieben. Bald stürzten sich internationale Sammler geradezu auf die heftig gemalten Bilder und trieben den Hype um sie dadurch an die Spitze. Die „wilde“ Malerei der frühen 1980er-Jahre war kein rein österreichisches Phänomen, sondern insbesondere auch in Deutschland und Italien, der Schweiz, Ungarn, Frankreich oder den USA gab es zur selben Zeit dieselben Tendenzen einer Rückkehr zum Tafelbild und ein Abfallen von theorielastiger Avantgardekunst der 1960er- und 1970er-Jahre. Blieb der Austausch der Künstler international zwar oftmals eher gering und konzentrierte sich auf Gruppenausstellungen, verband die Bewegungen in den Ländern alle die Rückbesinnung auf Malerei als sinnliches Medium und ein Interesse an expressiver Malerei. Die Arbeiten der „Neuen Wilden“ versuchen keine Geschichten zu erzählen, doch sind Figuren und Objekte im Bild oft so zusammengestellt, dass sie die Vorstellung einer möglichen Handlung zulassen. Die Maler verstehen es, starke optische Reize zu erzeugen, mit denen sie die Betrachter in Bildwelten mit chiffrenartig angelegten Inhalten führen. Die Kunst der „Neuen Wilden“ ist ein Zeitphänomen, das etwa 1985 wieder im Abklingen war. Der Hype war vorbei, die Kunstmarktblase geplatzt und viele Künstler schlugen dadurch hart auf dem Boden der Tatsachen auf. Da blieb für viele nur die Flucht nach vorne, um sich künstlerisch „neu“ zu erfinden. Anders als die Ausstellung „Neue Wilde – Eine Entwicklung“ im Essl Museum 2004, die den Schwerpunkt auf die künstlerische Weiterentwicklung der damaligen Proponenten legte, widmet sich diese Ausstellung ganz den heftigen, vom schnellen Malduktus getriebenen Werken der in der Sammlung vertretenen Künstler dieser Zeit. Heute werden deren frühe Malereien nur noch selten gezeigt, sind aber gerade wegen ihrer kompositorischen und formalen Unmittelbarkeit wieder spannend zu sehen. . Ausstellung 18.03. – 31.05.2015 (Foto: © Sammlung Essl Privatstiftung, Abbildung1) Hubert Scheibl Foto: Franz Schachinger, Wien, Abbildung2) © Alois Mosbacher, Foto: Im Kinsky)