Die neuen Mitglieder im Kunstverein Baden. Andreas Dworak, Julia Haugeneder, Catherine Ludwig und Michael Niemetz
Julia Haugeneders kinematographisch wirkende Bildkompositionen organisieren die zweidimensionale Bildfläche meist durch Überlappungen und Überschneidungen. Die Formen orientieren sich dabei an, aus der Druckgrafik kommenden Teststreifen bis hin zu Zensurbalken. Techniken der Druckgrafik treffen in diesen Arrangements auf Zeichnung, Collage und Malerei, wobei immer wieder ein bestimmtes Vokabular an Zeichen und Abbildungen zum Einsatz kommt. Es lohnt sich, die Arbeiten wie Filmkader in Relation zueinander zu betrachten, wodurch der Raum „zwischen“ den Bildelementen, aber auch den einzelnen Arbeiten in den Fokus gerät. Catherine Ludwig widme sich seit einigen Jahren der Untersuchung von Freizeitphänomenen verschiedener Generationen und Kulturen und den damit verbundenen Inszenierungsmechanismen. Mittlerweile hat sich mein Fokus auf die Spannungsverhältnisse im Zeitlichen (individuelle, selbstbestimmte Freizeitgestaltung versus manipulierte, fremdbestimmte Freizeit) und im Räumlichen (inszenierte und determinierte Orte im Urbanen versus Rückzugsorte in der Natur) verschoben. Phänomene der Zeit inhaltlich (Freizeitgestaltung verschiedener Kulturen und Generationen), wie formal (beschleunigte und verlangsamte Arbeitsprozesse) spielen in meiner Arbeit eine wichtige Rolle. Ich unter¬suche Zeiträume und Freiräume: Wieviel Raum, wieviel Freiraum haben wir in unserer Freizeit wirklich, wie gestaltet sich der oft hochfrequentierte öffentliche Raum und wie gehen wir andererseits mit dem (Frei-)Raum, den die Natur abseits des urbanen Lebens uns schenkt, um? Ist Freizeit in der Regel wirklich reine Dispositionszeit, also freigewählte Zeit, oder nicht doch häufig eine determinierte, fremdbestimmte Zeit? Um eine Kultur ungezwungen kennenzulernen, beschäftige ich mich mit ihren speziellen Freizeitaktivitäten. Während eines Artist in Residence in Finnland im Sommer 2016, habe ich mich mit einer aussterbenden und einer trendigen Sportart auseinandergesetzt: dem Minigolf- & dem Discgolfsport. Der Niedergang von NOKIA hat die finnische Wirtschaft schwer getroffen – viele können sich seitdem den teuren Golfsport nicht mehr leisten. Eine Alternative zum Golf hat sich aber aufgetan: der Frisbeegolf, den man vor allem in Wäldern spielt. In einem “Tableau vivant”, einer großen Zeichnung, auf dem ca. 30 Frisbeespieler andächtig und konzentriert in skurilen Posen versuchen, ihre Frisbee in den Metallkorb zu treffen, thematisiere ich diesen neuen Trend. Schwappt dieser auch auf die Wälder Österreichs über? Außerdem plane ich die Weiterentwicklung des „old fashioned-Freizeitvergnügens” des Minigolfes.
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In jedem Ort und auf jedem Campingplatz in Finnland findet sich ein Minigolfplatz – manche noch in Betrieb, andere bereits „out of order“ – alle aber sehr ähnlich ausgeführt: Länge, Breite und Höhe sind genormt. Da der Minigolfsport mit wenig Platz und wenig Ressourcen auskommt, macht es in meinen Augen Sinn, ihn wieder neu zu beleben. Allerdings bräuchte es neue Ideen und Konzepte dafür. Ich bilde einen Schulterschluß von dieser Freizeitaktivität und der künstlerischen Auseinandersetzung und stelle neue Anreize für den totgesagten Sport vor : neue Regeln, neue Bahnen mit erweiterten Spielmöglichkeiten. Vielleicht erlebt der Sport ja auch in Österreich wieder ein Revival! In der Skizze & in den Modellen aus Gips sieht man die ersten Ansätze: andere Formate, andere Bahnen mit mehr Löchern, eine Bahn mit einer Kugel, die in Farbe getaucht wird und mit der man anschließend ein Kreuz an der Wand treffen soll. Michael Niemetz Arbeiten bewegen sich auf einem Terrain, das sich im Faszinosum des alltäglich Vertrauten gründet und dabei die kunsthistorische Expertise schwungvoll auf eine Achterbahn jagt. Die Perfektion des Maschinellen trifft auf die Performanz des Situativen, unversehens reihen sich Jean Tinguely, Roman Signer, Peter Fischli und David Weiss in das Referenzspalier ein. Wie das Stakkato der sich einschaltenden Bezugsfiguren bereits ankündigt, ist es ebenjener Exzess der Referenz-Akkumulation, mit dem Michael Niemetz zu Werke rückt. Die Absurdität historisch informierter Expertise wird konstitutiver Bestandteil der Arbeit. Die geschichtsschreibende Funktion des Matthäus-Effekts – der das Immer wieder-Nennen derselben Namen bezeichnet – wird durch die künstlerische Setzung ad absurdum geführt. Mit überraschender Simplizität stimmt Michael Niemetz in den schnelllebigen Takt des Kunstzirkus ein; er steigt auf das kunsthistorische Karussell mit seiner prestigeträchtigen Beladenheit auf, um dessen unausweichliche Referenzialität mit ironischem Unterton zu paraphrasieren. Gerade in der Obskurität der Situation beginnen die Interferenzen jenes Tautologischen zu flimmern, das den Blick abseits des subjektiv vorprogrammierten schweifen lässt. Dergestalt rückt also die Begegnung mit dem Kunstwerk wieder ins Zentrum, und der Blick wird zum essentiellen Anliegen: Das Objekt – samt seiner historischen und funktionalen Geschichte – ist wieder alleinige Protagonistin, die immer noch dasselbe spricht, aber dabei doch immer etwas Anderes erzählt. Der Kunstverein Baden präsentiert mit einem Event in der Galerie des Kunstvereins die Werke der neuen Mitglieder. Ausstellungsdauer bis 25. Juni 2017 – Foto: © Kunstverein Baden]
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