Mit rund 120 Werken aus der Fotosammlung der Albertina untersucht die Ausstellung Acting for the Camera die vielfältigen Formen von (Selbst-)Inszenierungen von Modellen für die Foto-kamera. Die Zeitspanne der Aufnahmen reicht von den 1850er-Jahren bis in die Gegenwart und bietet sowohl einen Querschnitt der Fotografiegeschichte als auch der Vielfalt der hauseigenen Sammlung. Die sechs thematischen Schwerpunkte bilden Bewegungsstudien, Studienvorlagen, Tanz, Bildergeschichten, SchauspielerInnenporträts und Aktionistische Inszenierungen des Körpers. Fotografien liegen vielschichtige Formen der Zusammenarbeit zwischen dem Modell vor und der Person hinter der Kamera zugrunde. Manche der Modelle setzen sich auf Anweisungen der FotografInnen in Szene, andere Aufnahmen gehen als gemeinsamer kreativer Prozess aus der gleichberechtigen Kooperation zwischen Modell und FotografIn hervor. In manchen Fällen wird jedoch auch nach minutiösen Vorgaben der Modelle aufgenommen. Mit wissenschaftlichen Fotostudien können erstmals menschliche Bewegungsprozesse für das menschliche Auge sichtbar gemacht werden. Anonyme Modelle stellen sich etwa für die Fotografien von Ottomar Anschütz um 1890 zur Verfügung, um Abläufe wie den Speerwurf nachvollziehbar zu machen. Die Abgebildeten agieren hier auf genaue Anweisung der Fotografen. Mittels dieser Fotos werden Bewegungsmuster „gesunder“ und „ungesunder“ Körper verglichen und medizinische Theorien visuell belegt. Wie die Bewegungsstudien dienen Johann Victor Krämers inszenierte Studioaufnahmen ebenso wie Otto Schmidts Akte als Vorlage für KünstlerInnen, manche davon werden auch als porno-grafische Bilder „unter dem Ladentisch“ gehandelt. Eine starke wechselseitige Beeinflussung findet auch zwischen Fotografie und Tanz statt. Der moderne Ausdruckstanz war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Kunstform der Avantgarde. TänzerInnen arbeiten eng mit FotografInnen zusammen, um Aufführungen festzuhalten und zu verbreiten.
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