LARBI CHERKAOUI
Geschwungene, kunstvoll verlängerte Linien: Seit jeher kommt der Kalligrafie eine enorme Bedeutung zu. Ausgelöst durch das Bilderverbot im Islam ist es die Schrift, die Architekturen schmückt und die sich irgendwo zwischen Kunst und Sprache verortet. Schon früh beschäftigt Cherkaoui sich mit der Interaktion von Schrift, Raum und Bewegung. Mit dem Pinsel erkundet er in raschen Bewegungen die maghrebinische Schrift auf der Leinwand oder auf dem Papier: Eine arabische Buchschrift, die bereits seit dem 10. Jahrhundert in Nordwestafrika verwendet wird. Es ist nicht nur die einheitliche Dicke der Buchstaben, die diese Buchschrift charakterisiert, sondern auch der freie, elegante Schwung, der sogar darunterliegende Zeilen aufgreift. Die Schrift wird bei Cherkaoui zu einer geheimen Glyphe, zu einer lyrisch vollständig abstrakten Sprache, zu einer Erweiterung der traditionellen Kalligrafie. Kraftvolle, von körperlicher Bewegung geprägte Formen kontrastieren mit der Präzision traditioneller Kalligrafie, ohne sie zu negieren: Moderne und Tradition treffen aufeinander. Kraftvoll ist auch das Farbenvokabular, das Cherkaoui verwendet: Neben vielen Schwarzweiß Arbeiten sind es Farben wie Safrangelb, Ockerfarben und tiefbraune Hennafarben. Die Verwendung von Pigmenten aus der Umgebung transportiert die Landschaft Afrikas. Ein Farbenspektrum, das jedoch nie überfordert: Denn Cherkaoui verwendet nie mehr als vier verschiedene Töne innerhalb einer Arbeit. [Galerie Steinek. Dauer bis 3. September 2015 ]
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