Function Follows Vision, Vision Follows Reality

d50fff78b785a29223c5648fa38097a8„Function follows vision, vision follows reality” war das Leitmotiv Friedrich Kieslers. Der 1890 in Czernowitz geborene Architekt, Bühnenbildner, Ausstellungs- und Möbeldesigner studierte und arbeitete in Wien, bis er 1926 nach New York emigrierte.

Friedrich Kiesler erlangte durch seine wegweisenden Entwürfe im Bereich Architektur und Design internationale Berühmtheit. Sein primäres Interesse galt einer die Disziplinen übergreifenden, Theorie und Praxis verbindenden Gestaltung. Die Ausstellung in der Kunsthalle Wien Karlsplatz entstand in Kooperation mit der Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung und untersucht anlässlich des 125. Geburts- und 50. Todestages des Künstlers seinen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst. Im Zentrum der Schau stehen Kieslers Überlegungen zum Display, hat er doch bereits in den 1940er Jahren zahlreiche innovative Ausstellungsdisplays geschaffen, unter anderem für Peggy Guggenheims Privatmuseum Art of This Century in New York. Bereits damals hinterfragte er wesentliche Aspekte des Ausstellens von Kunst und stellte Überlegungen an, die auch heute für zeitgenössische Künstler/innen von ungebrochener Relevanz sind. Seine Ideen und Entwürfe verbinden künstlerische und soziale
Überlegungen und schaffen Situationen, in denen Kunst und Kultur auf neuartige Weise erfahrbar werden. Die Ausstellung Function follows vision, vision follows reality stellt demgemäß Kieslers Interesse an innovativen Formen der Präsentation von Kunst ins Zentrum. Innerhalb eines atmosphärischen Settings, das Ideen des visionären Gestalters aufgreift und in die Gegenwart übersetzt, korrespondieren Werke zeitgenössischer Künstler/innen mit Zeichnungen, Texten und Fotos von Kieslers legendären Schaufenstergestaltungen: Francesco Pedraglio etwa verwandelt die Schriften Kieslers zur Schaufenster- gestaltung in einen abstrakten Dialog, der als Hörstück im Ausstellungsraum präsent ist und das zentrale Thema des (Bilder-)Rahmens thematisiert. Céline Condorellis Swindelier verbindet im Sinne eines skulpturalen Porträts von Kiesler dessen zentrale Gestaltungselemente Fotografie, Sound und Film mit einem Ventilator sowie einer 
sich verändernden Lichtsituation im Raum. Fotografische Stillleben von Annette Kelm treffen auf jene Stillleben aus Kleidungsstücken, die Kiesler Ende der 1920er Jahre für die Schaufenster des Kaufhauses Saks Fifth Avenue in New York arrangierte. Leonor Antunes Film String Travel greift ein Motiv aus einem Avantgardefilm von Maya Deren auf, den diese in den 1940er Jahren in den Räumen von Art of This Century gedreht hat. Notationen des Komponisten Morton Feldman, mit dem Kiesler eng befreundet war, wirken in ihrer Abstraktion wie minimalistische Zeichnungen, sind jedoch Anweisungen für aufzuführende Musikstücke – so wie Kieslers abstrakte Zeichnungen Vorschläge für die Aktivierung des Betrachters im Ausstellungsraum sind. Andere Künstler/innen reagieren auf die Ideen Kieslers – „Farben und Formen sind das einfachste, das billigste, das rascheste Mittel, einen Raum visionär umzugestalten“ – mit Interventionen, die die Idee der neutral gestalteten Ausstellung konterkarieren. Farben, Formen und Materialien verbinden sich dabei zu einer Inszenierung, die intuitiv argumentiert und dennoch Motive und Gestaltungsmaximen Kieslers sinnlich erfahrbar macht. [Kunsthalle Wien, Karlsplatz. Kurator/innen: Luca Lo Pinto, Vanessa Joan Müller- Dauer bis 23. August 2015 ] Foto:  © KUNSTHALLE WIEN-KARLSPLATZ

Künstler/innen: Friedrich Kiesler sowie Leonor Antunes, Olga Balema, Céline Condorelli, Morton Feldman, Annette Kelm, Charlotte Moth, Francesco Pedraglio, Luca Trevisani, Nicole Wermers
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DAS KUNSTMAGAZIN
KUNSTINVESTOR  Nr. 5 
Ausgabe Mai 2015
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