„Sommerfreuden“ zum 60-jährigen Jubiläum am Wiener Ringturm
Zu seinem 60-jährigen Jubiläum zieht der Ringturm die Aufmerksamkeit der internationalen Kunstszene auf sich. Mit dem Werk „Sommerfreuden“ der kroatischen Künstlerin Tanja Deman setzt der Wiener Städtische Versicherungsverein die Verhüllung des Ringturms zum achten Mal fort.
Auch in diesem Sommer prägt der Ringturm das Wiener Stadtbild mit einer überdimensionalen Kunstinstallation. Die bereits zur Tradition gewordene Verhüllung des Ringturms – als Ausdruck grenzüberschreitenden Kulturdialogs des Wiener Städtischen Versicherungsvereins – schafft heuer eine enge Verbindung zu Kroatien. Österreich verbindet mit diesem Land eine langjährige, gemeinsame Geschichte. Die dadurch entstandene, enge Beziehung hat sich mit dem EU-Beitritt Kroatiens in den letzten Jahren noch weiter intensiviert. Günter Geyer, Generaldirektor des Wiener Städtischen Versicherungsvereins: „Mit der kroatischen Künstlerin Tanja Deman, die 2015 den Ringturm in ‚Sommerfreuden‘ verwandelt, wird Wien heuer ein Motiv geboten, das Sehnsucht widerspiegelt. Das Kunstwerk stellt das elementare Suchen der Menschen nach Sonne und Lebensfreude dar. Das Motiv bietet eine Art Fenster, ein Blick genügt und eine neue Perspektive städtischen Daseins öffnet sich.“
Das Werk „Sommerfreuden“: Mit ihrem Bildmotiv „Sommerfreuden“ öffnet Tanja Deman den Wiener Stadtraum und zeigt eine Utopie sommerlicher Frische und Erholung. „Fasziniert und zugleich inspiriert von den vielfältigen Wasserlandschaften Wiens transportiert‚ Sommerfreuden‘ mitten im urbanen Dschungel einen fließenden und sanften Übergang zwischen einer geschaffenen und natürlichen Form von Wasser“, so Tanja Deman über ihr Werk. Das Bild ist ein Amalgam aus verschiedensten Versatzstücken, das behutsam zu einer ausgewogenen Komposition zusammengebaut wird. Die beiden Elemente Wasser und Luft, ohne die der Mensch nicht existieren könnte, dominieren das Motiv. Der erste Blick taucht in das erfrischende Nass eines Swimmingpools, in dem sich Erholungssuchende tummeln. Der zweite Blick lässt Filmsequenzen, wie man sie aus persönlichen Erinnerungen an einen Sommertag kennt, erahnen, die sich allmählich zu einem Ganzen zusammenfügen.
Zugleich wird der Forderung nach einer neuen Perspektive, nach Ferne und Distanz der Protagonisten, räumlich wie zeitlich, Rechnung getragen. Denn Tanja Demans Werk knüpft direkt an die reale Umwelt an und verschränkt Raum und Zeit zu einem einzigartigen Bildraum. Der Fokus der Künstlerin liegt auf der von Menschen gestalteten Natur, der Ringturm wird selbst Teil dieser konstruierten Landschaft. „‚Sommerfreuden‘ trägt die Sehnsucht der Städter nach außen, einzutauchen in Erholung, Entspannung und Vergnügen. Den Rahmen hierfür schafft eine von Menschen konstruierte Natur, gepaart mit Ursprünglichkeit in der Ferne“, erklärt Deman. So ist die „Badelandschaft“ im Vordergrund im urbanen Kontext des Kunstwerks selbst, dem Donaukanal, wiederzufinden. Vom Donaukanal, Fixpunkt im Sommer für die Wienerinnen und Wiener wie auch für Touristinnen und Touristen, schafft Tanja Deman eine gemeinsame Perspektive: Anstelle des Ringturms erblickt man das Meer, den Horizont und kann vorgelagerte Inseln ausmachen. Auch der Himmel über dem Bildmotiv deutet auf eine konstruierte Realität hin, die regelmäßigen Linien entlang des blauen Himmels könnten von einer alten Kopie herrühren. Aber der Schein trügt, denn das Motiv ist kein Abbild einer realen Szene – denn so wie sich das Bild entfaltet, hat es sich niemals abgespielt.
Mit Tanja Demans Werk ergibt sich 2015 ein Wendepunkt in der künstlerischen Verhüllung des Ringturms: Waren bis zum vorigen Jahr ausschließlich malerische Positionen vertreten, markiert „Sommerfreuden“ die Öffnung hin zu neuen Medien. Die Arbeiten an der Ringturm-Fassade werden bis Mitte Juni dauern, bis insgesamt 30 bedruckte Netzbahnen mit rund drei Metern Breite und bis zu 63 Metern Länge montiert sind. Das 4.000 Quadratmeter große Kunstwerk wird vollständig von Mitte Juni bis September zu sehen sein. Die bildende Künstlerin Tanja Deman wurde 1982 in der kroatischen Hafenstadt Split geboren, ihr heutiger Lebensmittelpunkt ist in Zagreb. Ihren Master und Bachelor of Fine Arts (BFA, MFA) absolvierte die 33-Jährige an der Akademie der bildenden Künste in Zagreb. Im Rahmen zahlreicher Künstlerprogramme hat sie auch in der internationalen Kunstszene Kontakte etabliert, in Österreich beispielsweise zu KulturKontakt in Wien und im Rahmen des artist-in-residence-Programm im Atelierhaus am Salzamt in Linz. Tanja Deman arbeitet mit den Medien Fotografie und Film. Im Spiegel der jüngeren Architekturgeschichte und der Landschaft beschäftigt sie sich mit der Soziologie des Raums und erforscht sozio-politische Dynamiken in der gebauten Umwelt. Die junge Künstlerin hat ihre Werke in den vergangenen Jahren in ihrer Heimat, aber auch bei zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert. Mehrere Preise und Awards unterstreichen ihren Erfolg. Demans Arbeiten sind Teil mehrerer öffentlicher Sammlungen und in vielen Privatsammlungen vertreten. (Foto/Rendering: © Wiener Städtische Versicherungsverein/Tanja Deman)
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KUNSTINVESTOR Nr. 5
Ausgabe Mai 2015
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