Wien-Perspektiven
Ein Fotograf, eine TrashArt-Künstlerin und ein Maler, drei in Wien werkende Kunstschaffende, erklären in ihrem Werkzyklus die Liebe zu ihrer Stadt. Jeder auf seine Weise, mit seinem individuellen Zugang, der sich aus den Lebensumständen, dem Charakter der Persönlichkeit formte.“Die Metropole Wien ist, wie ihre Geschichte dokumentiert, durch ihre geopolitische Lage ein „Schmelztiegel“ von Nationalitäten, ein Schnittpunkt inmitten Europas zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd. Die typische Wienerin, der typische Wiener erweist sich also als eine gesunde Mischung aus den unterschiedlichsten Ethnien, wie etwa aus den typischen Wiener Familiennamen zu entlesen ist.
Robert Staudinger nimmt sich in seinem Echte-WienerInnen-Zyklus einer speziellen Eigenart Wiens an und verdichtet Wiener Charaktere unterschiedlichen Geschlechts zu einem Wientypus. Dazu portraitiert Robert Staudinger je 9 bis 225 Wienerinnen und Wiener, kreuzt die ursprünglichen Herkünfte der Portraitierten (aus 22 unterschiedlichen Nationalitäten), zu einem gemeinsamen Vielfachen, indem er sie in einem Raster übereinstimmender Proportionen und identen Lichtverhältnissen ablichtet und übereinanderschichtet. Das so entstehende Gesicht zeigt den Querschnitt der in Wien lebenden Vielfalt. Egal, wie viele Portraits übereinandergeschichtet sind, das Ergebnis ist faszinierend übereinstimmend und ermittelt Das Wiener Original der Gegenwart.
Irene Wölfl erkundet für ihren Werkzyklus „Found in Vienna“ mit dem Fahrrad Bezirk um Bezirk. Dabei interessieren sie insbesondere die ihr unbekannten Gegenden. Neuland. Sie sammelt Eindrücke, Erlebnisse und Artefakte, die sie dann in ihrem Atelier zu Bildkompositionen komprimiert. Jedem Bezirk widmet sie ein Bild. Die Bildformate richten sich nach dem jeweiligen Radwegeanteil im Verhältnis zur Gesamtfläche in den jeweiligen Bezirken. Zentrales Malmittel sind Kunststoffabfälle, weggeworfene, weil nicht mehr gebrauchte Verpackungsmaterialien, die kraft ihrer Werbeaufdrucke auch Zeitzeugen des kulturellen Lebens der Region sind. Irene Wölfl webt die Zeitzeugen zu neuen, ihr für den Stadtteil signifikanten visuellen und verbalen Expressionen zusammen.
Auch aus der Architektur lässt sich die bewegte Geschichte einer Stadt erlesen. Und gerade Wien bietet hier ein wildes Nebeneinander von architektonischen Gustostückerln, Nichtigkeiten und Grauslichkeiten. Abseits der historistischen Prunkbauten glänzt Wien mit einer Fülle an Sozialbauten der Zwischenkriegszeit. Angeregt vom Farben- und Schattenspiel dieser Wiener Wohnwürdigkeiten aus den 30ern veredelt Alex Klein sein Lebensumfeld zu sensibler Farbfeldmalerei. Sensibel in der nuancierten Farbgebung, im Farbauftrag unendlicher Schichten, die er immer wieder akribisch abschleift, um kleine Spuren aus jeder der Schichten miteinander vermalend zu vereinen. Alex Klein, der leidenschaftliche Wiener, der seine Streifzüge nahezu ausschließlich zu Fuß erledigt, um nur ja keinen inspirierenden Eindruck zu übersehen, verarbeitet diese Eindrücke in seinem bescheidenen Dachgeschoßatelier eines seiner geliebten Wiener Sozialbauten. ZS Art Galerie, Ausstellungsdauer: 24. April- 3. Juni 2015. (Foto: ZS Art Galerie)
DAS KUNSTMAGAZIN
KUNSTINVESTOR Nr. 3
Ausgabe März 2015
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