SCHMUCK 1970–2015 – SAMMLUNG BOLLMANN FRITZ MAIERHOFER – Retrospektive
SCHMUCK 1970–2015 – SAMMLUNG BOLLMANN FRITZ MAIERHOFER – Retrospektive: Einen Überblick über den formalästhetischen und material-spezifischen Reichtum des internationalen zeitgenössischen Schmucks präsentiert die Ausstellung SCHMUCK 1970–2015: SAMMLUNG BOLLMANN. FRITZ MAIERHOFER – Retrospektive, die ab 14. Januar 2015 im MAK zu sehen ist. Die Schau gewährt erstmals einen tiefen Einblick in die exquisite, mehr als 1.000 Objekte zählende Schmucksammlung des österreichischen Ehepaars Bollmann. Stilbildende Unikate und experimentelle Formen prägen die Ausstellung, die neben den Exponaten aus der Sammlung Bollmann auch das Œuvre des international anerkannten österr-eichischen Schmuckkünstlers Fritz Maierhofer zeigt. Insgesamt 454 Exponate aus der Sammlung Bollmann werden im MAK der Öffentlichkeit präsentiert. Heidi und Karl Bollmann wählten Arbeiten von 206 KünstlerInnen, die einen Bogen über unterschiedlichste kulturelle Regionen spannen. Schmuckstücke aus den USA, Mexiko, Israel, Japan, Australien, Neuseeland, Südafrika, Korea, Vietnam und China sind ebenso zu sehen wie Exponate aus Österreich und nahezu allen europäischen Ländern. „Schmuck wird auch heute noch überwiegend als ein nach der Konvention zu lesendes Zeichen der gesellschaftlichen Position gesehen. Etwa Mitte der 1960er Jahre kam es jedoch in Europa, auch nahezu gleichzeitig in Japan und in den USA, zu einem radikalen Neubeginn. Die Freiheit der Kunst sollte auch für den Schmuck gelten. Wir sehen den Sinn der Ausstellung darin, jede Besucherin und jeden Besucher mit der Vielfalt der Objekte zu einer freien und lustvollen Bestimmung der eigenen Position einzuladen. Deswegen soll auch die grundlegende Einheit der Schmuckstücke gezeigt werden“, so Karl Bollmann. Zu den herausragenden gezeigten KünstlerInnenpositionen zählen etwa Manfred Bischoff (geb. 1947 in Deutschland, lebt und arbeitet in Italien und Deutschland), Yasuki Hiramatsu (1926–2012, Japan), Bruno Martinazzi (geb. 1923, Italien), Philip Sajet (geb. 1953, Niederlande, lebt und arbeitet in Deutschland), Annamaria Zanella (geb. 1966, Italien) sowie die Österreicher Helfried Kodré (geb. 1940, Österreich), Manfred Nisslmüller (geb. 1940, Österreich) und Peter Skubic (geb. 1935 in Serbien, lebt und arbeitet in Österreich). Seit mehr als 40 Jahren verfolgt das Ehepaar Bollmann die Entwicklung der zeitgenössischen Schmuckkunst. „Von Anbeginn an waren meine Frau und ich von der ungemeinen Vielfalt und dem Abwechslungsreichtum des neuen Schmucks fasziniert. Peter Skubic war da ein selbstloser Mentor. Auch die immer mit Zweifeln verbundene Frage, was Schmuck eigentlich ist, und das Suchen nach der allgemein gültigen Qualität haben zu einem enzyklopädischen und geografisch weltweiten Ansatz geführt“, kommentiert Karl Bollmann sein Sammlerinteresse. Im Rahmen des Projekts Schmuck zur Jahrtausendwende – die Möglichkeit, die Wirklichkeit, der Mensch lud Karl Bollmann prominente internationale Schmuckkünst¬lerInnen ein, ein Schmuckstück für seine Ehefrau Heidi Bollmann zu fertigen. Alle 61 Arbeiten, darunter 16 österreichische, werden in einem eigenen Bereich der in drei Zeitabschnitte gegliederten Ausstellung (1970 bis 1999, 2000 und 2001 bis 2015) erstmals gemeinsam ausgestellt. (Foto: MAK, Ramon Puig Cuyas, Brosche, 1990er Jahre, © MAK/Nathan MurrellK)
FRITZ MAIERHOFER. Retrospektive: Die Präsentation des Œuvre von Fritz Maierhofer, einem der führenden österreichischen Schmuck- und Objektkünstler, bildet den zweiten Bereich der MAK-Ausstellung SCHMUCK 1970–2015. Seine Werkschau umfasst Schmuck und Skulpturen von den 1960er Jahren bis heute. Ausgestellt werden insgesamt an die 200 Objekte, die durch ungewöhnliche Materialkombinationen und eine avantgardistische Auffassung von Schmuck gekennzeichnet sind. Maierhofer, der seine Ausbildung bei Juwelier Heldwein in Wien erhielt, erzeugt aus Acrylglas, Stahl, Zinn, Aluminium und dem synthetischen Material Corian einzigartige Objekte. Der Künstler, der schon früh eine Neigung zur Bildhauerei erkennen ließ, war in den 1960er und 1970er Jahren von der revolutionären Popkultur Englands geprägt. „Die folgenden Jahrzehnte sahen vielfältige Veränderungen im Schaffen Maierhofers, vor allem durch sein Experimentieren mit den unterschiedlichsten Materialien. Trotz der formalen Vielfalt bleiben die strukturellen Anhaltspunkte konstant: Es sind die Struktur, die Regeln des extremen Minimalismus und die aufwendigen abstrakten geometrischen Kombinationen aus Balken, Achsen und Traversen, alles Formen, die scheinbar aus architektonischen Installationen extrapoliert sind“, analysiert Graziella Folchini Grassetto einen Teil seiner künstlerischen Entwicklung im Katalog zur Ausstellung. Maierhofers erste Arbeiten aus den 1960er und 1970er Jahren bestechen durch die ungewöhnliche Verbindung der Materialien Acryl und Metall. Broschen und Ringe seiner Anfangsphase ruhen auf quadratischen Sockeln und Rahmen, die von Stahldrähten gehalten werden. Diese dreidimensionalen Werke finden ihre Fortsetzung in den Arbeiten der nächsten Jahrzehnte, in denen der Künstler Skulpturen für Plätze, Gärten und Parks realisierte. In seinen jüngst entstandenen skulpturalen Arbeiten erstellt er zunächst rechteckige Modelle aus gefaltetem Papier, die er dann in farbige Metallflächen übersetzt und damit dreidimensionale Effekte erzielt. Zur Ausstellung erscheint in der Arnoldschen Verlagsanstalt ein reich illustrierter Katalog in deutscher und englischer Sprache mit einem Vorwort von Christoph Thun-Hohenstein sowie Beiträgen von Karl Bollmann und Graziella Folchini Grassetto. (Foto: Ramon Puig Cuyas, Brosche, 1990er Jahre, ©MAK/Nathan Murrell)