Die Seele eines Volkes: Die Turkmenen – Eine Teppich-Sammlung aus Schleswig Holsteinbei – Dorotheum-Auktion am 9. April 2019
Das Dorotheum versteigert am 9. April 2019 nahezu 140 turkmenische Teppiche und Knüpfwerke einer Schleswig-Holsteiner Privat-Sammlung. Der Teppich-Liebhaber hat über viele Jahrzehnte eine Vielzahl an Turkmenen gesammelt und dabei sein Hauptaugenmerk auf hochqualitative Arbeiten gelegt, die er teilweise auch als Leihgaben für Ausstellungen zur Verfügung stellte. Als „Seele“ des Volkes werden zentralasiatische Nomadenteppiche auch bezeichnet, die eine ganz besondere Bedeutung im Leben der Turkmenen haben. Sie spiegeln die Tradition der einzelnen Stämme, u. a. die der Yomud, der Tekke, der Saryk, der Salor oder der Ersari wider. Die Dorotheum-Auktion bietet zum Beispiel einen Asmalyk aus Westturkestan – ein Behang, der ursprünglich paarweise angefertigt wurde, um die Flanken eines Hochzeitskamels einer Braut zu schmücken (Schätzwert € 3.400 – 5.000). Versteigert
wird auch ein luxuriöses Zeltband der Yomud. An derartigen Zeltbändern dieser Güte wurde jahrelang gearbeitet und zeigt die Wichtigkeit des sozialen Stellenwertes bei turkmenischen Hochzeiten. Es wurde von der Braut als Aussteuer eingebracht (€ 10.000 – 12.000). Zur Aufbewahrung heikler Gegenstände diente ein 23 x 67 cm großer „Kap“ der Tekke. Er ist in feiner Knüpfung teils mit Seide ausgeführt (€ 4.500 – 5.000). Ein Topstück ist ein so genannter Hauptteppich der Tekke Khaly im Ausmaß von 226 x 200 cm aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Derartige Teppiche wurden ausschließlich bei feierlichen Anlässen am Boden des Zeltes ausgebreitet, sie waren keiner ständigen Nutzung ausgesetzt. Dies erklärt auch den guten Erhaltungszustand. (Schätzwert € 15.000 – 20.000). Dorotheum-Experte Wolfgang Matschek zählt diesen Teppich zeichnerisch und farbtechnisch zu den besten überlieferten Stücken dieser Gruppe. Turkmenen-Teppiche sind Kulturgut, kunstvolle Gebrauchs-gegenstände, ein Stück Stammeskultur. Sie faszinieren durch ihre archaische Musterung in beeindruckenden Natur-Farben, meist in Rot-Tönen. Diese Knüpfwerke wurden als Einrichtung der traditionellen Jurte verwendet, als Vorhang oder Umrahmung für den Zelteingang, als Tragetaschen und Behälter, als Brautschmuck bei Hochzeitszügen oder auch als Schmuck für Kamele verwendet. Im Zentrum des Designs stehen die sogenannten Güls, die Stammeszeichnen. Aufgrund der Abgeschiedenheit der einzelnen Stämme haben sich diese im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert. In den letzten Jahren wurde in diesem Bereich so viel geforscht wie in kaum einem anderen Teppich-Gebiet. Durch Farb- und Radiocarbonanalysen können diese Teppiche heute sehr gut zeitlich eingeordnet werden. (Foto: © Dorotheum)
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