Fotografie+Malerei! – im Werk von Adolf Frohner

Die Ausstellung Fotografie+Malerei! im Werk von Adolf Frohner zeigt mit 50 Werken erstmals einen Querschnitt aus der fotografischen Bilderwelt Adolf Frohners, die Strukturen und Muster im Alltäglichen entdeckt. Im Dialog mit Adolf Frohners fotografischem Blick stehen aktuelle Interpretationen, die mit der materiellen Qualität im Grenzbereich von Fotografie und Malerei experimentieren. Seit der Erfindung des fotografischen Mediums stehen Fotografie und Malerei in reger Wechselwirkung. Orientierte sich die Fotografie zunächst an der Malerei und ihrer atmosphärischen Wirkung, so nutzte die Malerei umgekehrt fotografische Motive als Vorbild. Im 20. Jahrhundert wurde das Ende der Malerei heraufbeschworen und mit der zunehmenden Bedeutung des Mediums Fotografie begründet. Doch brachen die Grenzen zwischen den Kunstdisziplinen immer mehr auf und das fotografische Bild wurde Teil malerischer Strategien und vice versa. Heute bedient man sich selbstverständlich am Repertoire aller Medien: Bild, Fotografie, digitales Bild. Dass auch Adolf Frohner wesentliche Impulse seines Werkes der Auseinandersetzung mit dem fotografischen Medium verdankt, wurde durch die Aufarbeitung seines Archives sichtbar. Die Ausstellung zeigt erstmals den Zusammenhang zwischen Adolf Frohners Fotografie und seiner Malerei auf. Frohner begab sich seit den 1960er-Jahren mit seinem Fotoapparat – einer Kiev 88 – auf Spurensuche und interessierte sich für Strukturen und Zeichen an Wänden ebenso wie für Unscheinbares und Zufälliges. Frohners kaleidoskopische Sammlung an fotografischen Studien von Oberflächenstrukturen – Wänden, Ritzungen, Zeichnungen, Farbverläufen, Rissen, Sprüngen und Figuren – belegen seine andauernde Suche. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Unbemerktes und erfasste die ästhetische Qualität des Allgegenwärtigen. Viele seiner Fotografien bildeten die Grundlage für eine Überarbeitung mit Farbe, Sand und Grafit zum Bildobjekt. Andere bestanden als autonome fotografische Werke.

Zu Frohners Hauptwerken in diesem Zusammenhang zählen die in der Ausstellung gezeigten Werke Wandbild bei der Arena (1965) und Epitaph (1963) sowie eine Reihe von fotografischen „Mauerbildern“. Die Konzentration auf die sinnliche Qualität des Materials bildet bei dieser Werkphase einen entscheidenden Zugang. Die haptische Qualität der Oberflächen stand zunächst im Zentrum. „Zum Hingreifen“ dem Abbild nahe verschwimmen Grenzen zwischen Realem und Bild. Frohner leistete mit dieser Integration des fotografischen Bildes einen entscheidenden Beitrag zur Erweiterung des Tafelbildes und den Diskurs um Abbild und Realität, der in den 1960er-Jahren die Kunstwelt bestimmte und heute durch den Einbruch des fotografischen Bildes in aktuelle Formen der Kommunikation allgegenwärtig ist. Frohners Interesse am Material begründet sich auch aus seiner Vorgeschichte im Wiener Aktionismus. In dieser Hinsicht zeigt sich eine Verwandtschaft zu Heinz Cibulkas Rosenbild (1976), das in der Tradition seiner Teilnahme an vielen Aktionen mit Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler steht, benützt es doch als Malgrund ein im Format gleiches Leinen. Subtil spielt Cibulka mit dem Moment von Körperlichkeit sowie mit der Erotik des Materials und Sujets. Bei den Arbeiten Reaktion a (1978) und Reaktion b (1978) aus der Serie „Verletzungen“ experimentiert Gerhard Kaiser mit der Dekonstruktion von Material und Form. Schneiden, Brechen und Reißen, Kratzen und Störung sind wesentliche Aspekte dieses sehr sinnlichen Zuganges zu Bild und Fotografie. Das Malerische am fotografischen Material thematisiert hingegen die Serie Gelatinsilbermalerei (1975) von Fritz Simak. Wie die Qualität der Oberfläche, das Spiel mit Täuschung und materiellen Aspekten in der Gegenwart interpretiert wird, zeigen signifikante Statements von Michael Part, Wolfgang Raffesberger und Andreas Dworak, deren divergenter Ansatz im Spannungsfeld von Immaterialität, Transzendenz und Romantik steht. Die Fotografie blieb für Adolf Frohner bis in die späten 1980er-Jahre maßgebend. So entsteht in späteren Werken durch die Integration von Abbildungen, Fotografien, Kopien und Bildfragmenten eine vielschichtige Narration wie etwa bei der Arbeit Tag und Nacht (1984), die gleichsam als eine thematische Reise durch den Kosmos Adolf Frohners lesbar ist. Anders als bei Arnulf Rainers Übermalungen von Fotografien, der die Auslöschung herkömmlicher Bildformen avisiert, entwickelt Frohner eine vielschichtige Ebene des Erzählens. Die Ausstellung vollzieht einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung von Adolf Frohners Schaffen und stellt seinen fotografischen Blick ins Zentrum. [Forum Frohner. Dauer: 21. Oktober 2018 bis 7. April 2019 – Foto: © Forum Frohner]

Mit Werken von Heinz Cibulka (*1943 in Wien), Andreas Dworak (*1957 in Wien), Adolf Frohner (*1934 in Großinzersdorf; †2007 in Wien), Gerhard Kaiser (*1955 in Bad Vöslau), Michael Part (*1979 in Wien), Wolfgang Raffesberg (*1957 in Wien), Arnulf Rainer (*1929 in Baden), Fritz Simak (*1955 in Wien). Kuratorin: Elisabeth Voggeneder

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