FARBENRAUSCH IM DOROTHEUM: Auktionswoche mit moderner und zeitgenössischer Kunst, antikem Silber sowie Juwelen und Uhren – 21. bis 25. November 2016

DOROTHEUM

Die vierte und letzte internationale Auktionswoche des Dorotheum im Jahr 2016 steht im Zeichen der modernen und zeitgenössischen Kunst. Marc Chagalls Ölgemälde „Fleurs“ aus dem Jahr 1924, eher eine Hommage an die Natur als ein Stillleben, ist eines der Höhepunkte der Auktion Klassische Moderne am 23. November 2016 (Schätzwert € 750.000 – 1.000.000). Die geballte Kraft und Energie des Futurismus scheint wie verdichtet auf dem um 1929 entstandenen quadratischen Werk „Valori plastici“ von Giacomo Balla. Hochkarätig bestückt zeigt sich auch die Auktion mit Zeitgenössischer Kunst am 22. November 2016: Carla Accardi, Agostino Bonalumi, Paolo Scheggi oder Guiseppe Uncini sind unter den italienischen Offerten zu finden, darunter auch eine Arbeit von Tano Festa oder poetische Werke von Pier Paolo Calzolari. Herbert Zangs, Adolf Luther und Günter Uecker vertreten die deutsche Kunst des ZERO. Arnulf Rainer, dessen „Zentralgestaltung“ von 1951 wohl eines seiner frühen Meisterwerke ist, sowie Maria Lassnig und Franz West sind bei den österreichischen Künstlern erwähnenswert. Antikes Silber, Antiquitäten, Juwelen und Taschenuhren runden in der Dorotheum-Auktionswoche das Angebot ab.

DOROTHEUM DOROTHEUM

Zeitgenössische Kunst, Auktion 22. und 24. November 2016 (1. und 2. Teil)
Beide Auktionen versammeln Arbeiten von klingenden Namen der jüngeren Kunstgeschichte. Robert Longo, Robert Rauschenberg. Andy Warhol und viele mehr. Ilya Kabakov mixt – neben fingierten Künstleridentitäten – diverse Malstile und Wirklichkeiten auf dem Gemälde „Landschaft mit Barke 1972 (2002): Die nahezu impressionistische Flusslandschaft, ein typisches Beispiel sowjetischer Genremalerei, verbindet sich dabei mit abstrakten Formen, einer Referenz zur radikalen Ästhetik des russischen Modernismus (Schätzwert € 160.000 – 240.000). Chuck Close sammelt Gesichter, die er wie Pixels oder Mosaiksteine malerisch zusammenstellt. Das zentrale Gesicht der 1990er und darüber hinaus, Kate Moss, wirkt im wahrsten Sinne ungeschminkt imd ebenso statuarisch. Dieser großformatiger Pigmentdruck ist ein Einzelstück (€ 100.000 – 150.000).

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Stark wie immer im Dorotheum zeigen sich die Avantgarde-Werke Deutschlands und Italiens aus den 1960er Jahren. Poetische Arbeiten von Paolo Calzolari, einer Schlüsselfigur italienischer und internationaler Kunst, führen geradewegs Richtung Arte Povera und Konzeptkunst, ebenso zu amerikanischen Minimalismus und der Kunst von Joseph Beuys (€ 120.000 – 160.000). Radikal gewinnt auch Giuseppe Uncini Zement und Eisen poetische Qualitäten ab („Cementarmato“, 1959, € 150.000 – 200.000). Klassisches Tafelbild und Raumkonzept verbinden die Avantgardisten Enrico Castellani, Paolo Scheggi, Enrico Bonalumi oder Dadamaino – und natürlich die „Vaterfigur“ Lucio Fontana, in dieser Auktion mit seinem sprichwörtlichen Theatersaal „Concetto spaziale, Teatrino (€ 200.000 – 300.000). Die Künstler der Gruppe ZERO, Deutschlands künstlerischem Neubeginn nach dem Weltkrieg, setzen ebenfalls auf radikale Formensprache, Abstraktion und Kinetik. Licht wird mitunter zentrales Ausdrucksmittel.

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Made in Austria
Sowohl bei den Auktionen zeitgenössischer Kunst als auch bei der Klassischen Moderne finden sich Spitzenwerke von österreichischen Künstlern, darunter Maria Lassnig, Franz West und Otto Muehl. Allen voran Arnulf Rainers „Zentralgestaltung“ von 1951 – der Zeit, als der vom Surrealismus beeinflusste junge Maler, Mitglied der so genannten „Hundsgruppe“ mit TRRR signierte. Auf der Suche nach einer neuen Bildsprache begann er „blind“ im Geiste zu zeichnen. Diese Zeichengesten stellten in Form von Kritzeln seismographisch Handbewegungen dar. Rainer dazu: „Die Kritzel wurden bald deutlicher. Ich erkannte ihre Figuren, es waren stets die gleichen zentralen oder vertikalen Linien, manchmal ausnahmsweise wellige, haarige, leichte Striche. Naiv meinte ich den Stein der Weisen, das Kürzel für die Kunst überhaupt gefunden zu haben. Immer öfter behielt ich jetzt die Augen offen, produzierte größere Formate, strebte die zentralen und vertikalen Gestalten bewußt an“ (€ 190.000 – 230.000). Das Licht einer Laterne im Vordergrund auf dem außergewöhnlichen Bild von Albin Egger-Lienz zeigt seine „Madonna“ von 1922 in starkem Hell-Dunkel-Kontrast (€ 100.000 – 160.000). Expressive Farbigkeit und Symbolsprache vereinen Bilder von Werner Berg, besonders bei „Austernstrauß auf Kärntnerdecke“ (€ 100.000 – 150.000).
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Chagall überreicht Blumen, Klassische Moderne, Auktion 23. November 2016
Motivischer Fixpunkt im Werk von Marc Chagall ist neben der Figur der Liebenden auch der Blumenstrauß, der oft im Mittelpunkt der unter dem Einfluss der russischen und französischen Malerei entstandenen Gemälde steht. Fleurs aus dem Jahr 1924 ist ein besonders attraktives Beispiel von Naturstudium und einer Abstraktion und Figuration verbindenden Malweise. Wenn er ein Bouquet male, sagte Chagall, dann sei es als würde er eine Landschaft malen. Das sei für ihn Frankreich, Neben Natur und Liebe war es auch das Religiöse zentrales Thema der Malerei. Das rote, prominent platzierte Buch in der unteren Bildhälfte wird als eine Bibelausgabe gedeutet (€ 750.000 – 1.000.000).

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Balla lässt es blitzen
24 quadratische Leinwände bemalte Giacomo Balla und hängte sie in den Gang seiner neuen Wohnung in Rom. Eines davon, valori plastici wird nun im Dorotheum angeboten. Ein dem Geist des Futurismus entspringendes dynamisches Städteporträt, aus den Wolken blitzt es. Ein energetisches Werk, das den damaligen Glauben an die Zukunft, an die Geschwindigkeit und Dynamik auf den Punkt bringt (€ 150.000 – 180.000).

Starke Moderne
Spitzenwerke des frühen 20. Jahrhunderts kommen diesmal von Max Ernst, Otto Mueller, Paul Klee, Giorgio de Chirico oder Francis Picabia. Karl Hofers neusachliches „Mädchen, sich kämmend“ verbindet mit einer eigenen Formensprache das klassische Ideal mit der Moderne. Ästhetische Perfektion war nicht das Ziel, sondern durch das „Beschreiben innewohnender Formen“ dem Wesen der Dinge auf den Grund gehen (€ 180.000 – 250.000). (Foto: © Dorotheum)

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