Fokus Zeitgenossen im Dorotheum

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Auktionswoche des Dorotheum mit Klassischer Moderne und Zeitgenössischer Kunst, Silber, Juwelen und Uhren – 31. Mai bis 3. Juni 2016

Bei Werken der italienischen und deutschen Avantgarden der 1960er Jahre, der Pittura Oggetto und der ZERO-Bewegung, kann das Dorotheum seit Jahren mit hervorragenden Ergebnissen aufwarten. Arbeiten dieser bahnbrechenden Bewegungen der Nachkriegsmoderne stehen einmal mehr auf dem Programm der großen Auktionswoche des Dorotheum, die vom 31. Mai bis zum 3. Juni 2016 stattfindet. Neben Klassischer Moderne und Zeitgenössischer Kunst offeriert man auch historisches Silber – darunter eine goldene Moskauer Schauplatte aus dem Besitz von Zarin Katharina II. – sowie Juwelen und Uhren. Unter den Highlights der zeitgenössischen internationalen Kunst am 1. Juni 2016 befinden sich Werke von Anish Kapoor, Heinz Mack, Adolf Luther, Georg Baselitz, Maria Lassnig, Agostino Bonalumi, Enrico Castellani, Giulio Paolini, Turi Simeti, Carla Accardi, Cy Twombly, Robert Rauschenberg, Tom Wesselman oder Pablo Atchugarry.

Befreiender Schnitt : Der Wille zur Erneuerung der Kunst nach 1945 und zur Erweiterung des Tafelbildes manifestierte sich bei Lucio Fontana im Motiv der geöffneten Bildfläche, als Löcher („buchi“) oder Schnitte („tagli“). Bild heißt es nie bei Fontana, sondern Raumkonzept – gleichzeitig ein Ideengebäude. Das nun angebotene querformatige, mit einem „Schnitt“ versehene Bildobjekt „Concetto spaziale, Attesa“ von 1967/68, dem letzten Lebensjahr des Künstlers, leuchtet in kräftigem Blau (Schätzwert € 600.000 – 800.000).
Bei manchen herausragenden Arbeiten der Auktion spielt das Licht eine besondere Rolle bzw. ist es Thema des Bildes selbst. „Weißer Lichtgeist“ heißt eine Skulptur von Otto Piene, die in der Serie der „elektrifizierten Glasplastiken“ das Licht zum Akteur macht. Die opake Glasform besteht aus vier einzelnen, nach oben sich verjüngenden und horizontal aneinander gefügten an- und abschwellenden Glaskörpern. Die im Sockel verborgene Glühbirne sendet, in von Piene vorgegebenen Zeitabständen, einen Lichtimpuls in die Glasform hinauf, wodurch die mundgeblasenen Glaskörper in unterschiedlichsten Graden die Farbe Weiß vermitteln. Die Glasplastik bekommt ein Eigenleben – etwas Geisterhaftes, was ihr auch den Namen verleiht (€ 230.000 – 280.000).

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Groteske Künstlichkeit: Das Foto sei das einzige Bild, das wahrhaft informieren kann, auch wenn es technisch mangelhaft sei und das Dargestellte kaum erkennbar, meinte Gerhard Richter. Und bezog sich auf Amateurfotos. Sie dienten dem Künstler als Vorlage für die Serie der verwischten Schwarz-Weiß-Bilder in den späten 1960er Jahren. Das im Dorotheum offerierte Porträt Karl-Heinz Hering, eines langjährigen Vorsitzenden eines Kunstvereins in Düsseldorf, gehört dieser Serie an und ist laut dem Kunsthistoriker Stefan Gronert eine „radikale malerische Reflexion einer künstlerischen Vorlage (…) Was auf den ersten Blick als unvollendet erscheint, erweist sich als eine ins beinahe Groteske gesteigerte Artifizialität“. (€ 400.000 – 600.000).

Lichtgestalt: Licht ist immer ein wesentlicher Faktor in der Kunst, im ästhetischen wie transzendentalem Sinn. Streben nach Transzendenz: Bei seinem großformatigen Gemälde „Suspended Light“ („Herabhängendes Licht“, 1979/80) lässt Richard Pousette-Dart das Licht die Hauptrolle spielen. Der US-amerikanische Künstler, Mitbegründer des Abstrakten Expressionismus, erzeugt durch punktartiges Auftragen der Farbe in vielen Schichten vibrierende, komplexe Oberflächen, die in Schwarz-Weiß den Eindruck von Lichtquellen erzeugen. Diese Art transzendenter Op-Art wirkt durch seine Textur fast lebendig. Wie auch Mark Rothko, Ad Reinhard oder Clifford Still glaubte Pousette-Dart, dass abstrakter Malerei die Kraft innewohnt Transzendenz heraufzubeschwören. (€ 200.000 – 300.000)

Menschen und Masken: Glanzlicht bei der Auktion „Klassische Moderne“ am 31. Mai 2016, die u. a. Arbeiten von Alfons Walde, Gino Severini, Jean Arp, Rudolf Bauer oder Wassily Kandinsky umfasst, ist ein Gemälde des belgischen Malers James Ensor. Seine originellen und eigenwilligen Bildinhalte, in denen einander Masken, Totenschädel, Skelette und verschiedene „Unwesen“ begegnen, zeigen die Absurdität der menschlichen Existenz. Sie inspirierten zahlreiche Künstler wie Alfred Kubin, Paul Klee und Emil Nolde ebenso wie die Surrealisten, die sich als Kinder Ensors empfanden. Der Belgier hatte eine Vorliebe dafür, autobiografische Motive in der Darstellung einer Maskerade zu verarbeiten und die Gesellschaft abseits moralischer Zwänge bis hin zur grotesken Persiflage wiederzugeben. Beispielhaft dafür steht nicht zuletzt das in der Dorotheum-Auktion angebotene Werk, das zwischen 300.000 und 500.000 Euro geschätzt wird. Es handelt sich um eine von zwei Varianten einer Komposition von 1891, „Baptême des masques“, inspiriert von einem Kostümfest einer Familie. Ensor selbst ist in der Mitte des Werkes zu sehen. Diese ursprünglich fotografierte Szene ist also keine Erfindung, sondern eine Darstellung der maskierten Freunde des Künstlers. Von „Baptême des masques“ existieren zwei spätere Ausführungen, das im Dorotheum angebotene Werk (um 1925 – 1930) stellt hingegen eine Neuentdeckung dar. (Foto: © Dorotheum)

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