„Der Wert ist immer höher“ Die 3. Auktion der RESSLER KUNST AUKTIONEN
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Kunstprodukte, hat Maxim Gorki, der berühmte russische Dramatiker, einmal notiert, Kunstprodukte würden ebenso für Geld gekauft wie Brot, aber ihr Wert sei immer höher als das, was man dafür bezahle. Wenn man freilich eine Zeitung aufschlägt, könnte man fast den Eindruck bekommen, es gehe bei der Kunst immer nur um Geld – was nicht wenige Menschen die Nase rümpfen lässt. Sie vergessen dabei, dass es keine eindeutigere Form der Wertschätzung gibt. Immerhin war es Auguste Renoir, der einmal gesagt hat, der Auktionssaal sei der einzige Ort, wo der Wert der Kunst erkannt werde.
Am 29. Februar war dieser Ort die Galerie OstLicht in der ehemaligen Anker Brotfabrik, in der die RESSLER KUNST AUKTIONEN 204 Werke zeitgenössischer Kunst anboten. Fast 1,8 Millionen Euro wurden dabei umgesetzt, und nicht wenige der erzielten Preise hätten Auguste Renoir das Herz im Leib lachen lassen. Ein „Abstraktes Bild“ von Gerhard Richter, einem der weltweit bedeutendsten Maler der Gegenwart, wurde auf 215.000 Euro gesteigert; der Kaufpreis (inklusive Aufgeld, Umsatzsteuer und Folgerecht – das ist der Anteil, den der Künstler bekommt) betrug 277.000 Euro! Und das für ein Gemälde, das nur 50 x 50 cm groß ist. Das Bild vermittelt dem unbefangenen Betrachter den Eindruck, es sei das zufällige Ergebnis von Farben und ihren Vermischungen. Aber Gerhard Richter ist ein äußerst methodischer Maler: Er trägt wohlüberlegt Farbschicht um Farbschicht auf, schabt Stellen ab, spachtelt und zieht eine neue Farbei auf. Wo immer der Eindruck von Spontaneität vermittelt wird, muss man sich bewusst sein, dass diese Bilder sehr langsam entstehen. Der Künstler würde niemals mit einem Pinsel zur Leinwand gehen und einfach zu malen beginnen. Jedem Werk geht eine Phase der Planung und eingehenden Überlegung voraus. „Bei konzeptueller Kunst“, hat Gerhard Richter einmal gesagt, „ist die Idee der wichtigste Aspekt der Arbeit.“
Der wohl berühmteste österreichische Maler der Gegenwart, Arnulf Rainer, war in der Auktion mit einer „Übermalung“ vertreten. Sein Zugang zur Kunst ist ein ganz anderer. Ende der 1950er Jahre schuf Arnulf intensiv verdichtete, surreale Zeichnungen. 1951 reiste er mit Maria Lassnig nach Paris und entdeckte dort etwas ganz Neues: l’art informel! Davon ausgehend gelangte Rainer zu den berühmten Zentralisationen und den Zentral- und Vertikalgestaltungen. Und von diesen aus fing er an, fremde Bilder zu übermalen. Die berühmtesten Künstler der Zeit, Sam Francis, Georges Mathieu, Emilio Vedova, Victor Vasarely und viele andere stellten ihm Arbeiten zum Übermalen zur Verfügung. Die „Übermalung“ bei RESSLER KUNST AUKTIONEN entstand 1959 – und wurde in der Auktion auf 60.000 Euro gesteigert. Der Kaufpreis betrug 77.000 Euro. Und wieder für einen ganz anderen Zugang steht Pierre Alechinsky. Er war ab 1949 Mitglied der Gruppe CoBrA; schon der Name (der sich übrigens aus den Anfangsbuchstaben der Städte zusammensetzt, aus denen die Gründungsmitglieder stammten: Copenhagen, Brüssel und Amsterdam) sollte jene Progressivität vermitteln, mit der die Künstler der CoBrA gegen akademische und gesellschaftliche Normen kämpften. Sie strebten die Abkehr vom Surrealismus und die Wiederbelebung des Express-ionismus mit den Mitteln des Informal an. Alechinskys Bild in der Auktion der RESSLER KUNST AUKTIONEN trug den Titel: „D’un coup d’Aile“, was übersetzt „Plötzlich Flügel“ bedeutet. Der Künstler hat ein Werk mit stark reduzierter Farbgebung (im Grunde nur Gelb und Blau, das in seiner Vermischung zu Grün wird) in abstrakt-figurativer Form geschaffen. Umrahmt hat er dieses Bild mit einer graphisch geprägten Bordüre. Das internationale Interesse für dieses Werk war besonders groß, es wurde auf 125.000 Euro gesteigert und kostete letztlich 176.000 Euro. Aber nicht nur internationale Schwergewichte reüssierten, auch österreichische Maler hatten in der Auktion großen Erfolg: Franz Grabmayrs Rufpreis für sein großes „Kornmandl“ wurde auf 25.000 Euro (Kaufpreis € 32.250) verdoppelt, ein Sammler erwarb „Geldfeldbetrachterflimmern“ von Gunter Damisch um 12.000 (€ 14.400), die „Befruchtungsriten 7“ von Anselm Glück spielten 22.000 Euro (€ 28.400) ein. Markus Prachenskys „La Battaglia die San Romano, London Red“ brachte es auf 25.000 Euro (€ 32.250), und Arik Brauers „Romantiker“ kosteten gar 35.000 Euro (€ 45.150). [Foto: Ressler Kunstauktionen, Foto: © Klaus-Dieter Weber]
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