HIROJI KUBOTA – PHOTOGRAPHER

In einer Europapremiere eigztWe stLicht die Retrospektive des japanischen Magnum Fotografen Hiroji Kubota (*1939 Tokyo). Seit den 1970er Jahren ist er eine der Säulen der Agentur, in den 1990ern baute er das Büro der Fotografenvereinigung in Tokyo auf. Die Ausstellung umspannt in mehr als 100 Fotografien gut 50 Jahre seines Schaffens: von Kubotas fotografischen Anfängen im von der Bürgerrechtsbewegung aufgewühlten Amerika der 1960er und 70er, über seine Reportagen aus dem postrevolutionären China, bis zu den Erkundungen seiner japanischen Heimat. Kubota ist ein Reisender. Sein favorisiertes Terrain ist nicht die hektische Tagesberichterstattung, er nimmt sich Zeit, sich auf das Besondere der Orte und ihre Menschen einzulassen. Rund sechseinhalb Jahre war er in China unterwegs, in sein Lieblingsland Burma kehrte er nach seinem ersten Besuch in den 1970ern insgesamt 75-mal zurück. In der Zusammenschau fügen sich die entstandenen Bilder zu facettenreichen Porträts der bereisten Länder. Kubotas einnehmendes Wesen und seine diskrete Neugierde verschafften ihm Zugang auch zu ansonsten geschlossenen Gesellschaften. Noch am Beginn seiner Karriere erwarb er sich das Vertrauen der radikalen Bürgerrechtler der Black Panther Party, im für die meisten Fotoreporter abgeschotteten Nordkorea konnte er zwischen politischen Propagandaveranstaltungen nicht nur die Diktatoren Kim Il-sung und Kim Jong-il fotografieren, sondern auch vereinzelte Blicke auf den kommunistischen Alltag erhaschen. Kubotas humanistische Einstellung, der Respekt vor seinen Motiven, ist tief geprägt von seinen Kindheitserfahrungen im von Zerstörung und Mangel gezeichneten Japan der Kriegsjahre. Nie, schwor er sich, würde er zum Kriegsfotografen auf der Jagd nach dem spektakulären Bild werden.

1975 fand er sich freilich trotzdem am Brennpunkt des Weltgeschehens wieder und war einer der letzten ausländischen Fotografen, die vor der Eroberung Saigons durch die Nordvietnamesische Armee aus der Stadt ausgeflogen wurde. Von Magnum wurde Kubota gleichsam adoptiert. Auf Empfehlung eines Freundes begleitete er die Agentur-Fotografen Elliott Erwitt, Bruce Glinn und René Burri bei einem Japan-Besuch 1961 als Fahrer und Übersetzer durch die Straßen von Tokyo. Als die drei ihn bezahlen wollten, lehnte er ab. Stattdessen bekam er Geschenke: von Burri eine Leica M3, von Erwitt die englische Ausgabe der damaligen Fotografenbibel von Magnum Gründer Henri Cartier-Bresson – Images à la Sauvette / The Decisive Moment. Für Kubota auch persönlich ein einschneidender Augenblick, seine Karriere jedenfalls war von nun an vorgezeichnet. 1962, nach dem Abschluss seines Studiums zog es ihn in die USA, Erwitt holte ihn vom Flughafen ab und gemeinsam mit seinen Agenturkollegen unterstützte er den Neuankömmling in den ersten Jahren. 1965 wurde Kubota freier Fotograf, sechs Jahre später war er selbst Mitglied von Magnum. [Fotomuseum WestLicht. Ausstellungsdauer: 03. März bis 22.05.2016 – Foto: © WestLicht]

 

 

 

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